Installieren und Konfigurieren von Schriften für die grafische Benutzeroberfläche

Inhaltsverzeichnis

12.1. X11 Core-Schriften
12.2. Xft

Die Installation zusätzlicher Schriften unter openSUSE® ist sehr einfach. Kopieren Sie einfach die Schriften in ein beliebiges Verzeichnis im X11-Pfad für Schriften (siehe Abschnitt 12.1, „X11 Core-Schriften“). Damit die Schriften verwendet werden können, sollte das Installationsverzeichnis ein Unterverzeichnis der Verzeichnisse sein, die in /etc/fonts/fonts.conf konfiguriert sind (siehe Abschnitt 12.2, „Xft“), oder es sollte über /etc/fonts/suse-font-dirs.conf in diese Datei eingefügt worden sein.

Nachfolgend ein Ausschnitt aus der Datei /etc/fonts/fonts.conf. Diese Datei ist die Standard-Konfigurationsdatei, die für die meisten Konfigurationen geeignet ist. Sie definiert auch das eingeschlossene Verzeichnis /etc/fonts/conf.d. Alle Dateien und symbolischen Links in diesem Verzeichnis, die mit einer zweistelligen Zahl beginnen, werden von fontconfig geladen. Ausführliche Erläuterungen zu dieser Funktion finden Sie in der Datei /etc/fonts/conf.d/README.

<!-- Font directory list -->
<dir>/usr/share/fonts</dir>
<dir>/usr/X11R6/lib/X11/fonts</dir> 
<dir>/opt/kde3/share/fonts</dir>
<dir>/usr/local/share/fonts</dir>
<dir>~/.fonts</dir>

/etc/fonts/suse-font-dirs.conf wird automatisch generiert, um Schriften abzurufen, die mit Anwendungen (meist von anderen Herstellern) wie OpenOffice.org, Java oder Adobe Acrobat Reader geliefert werden. Einige typische Einträge von /etc/fonts/suse-font-dirs.conf:

<dir>/usr/lib64/ooo-2.0/share/fonts</dir>
<dir>/usr/lib/jvm/java-1_4_2-sun-1.4.2.11/jre/lib/fonts</dir>
<dir>/usr/lib64/jvm/java-1.5.0-sun-1.5.0_07/jre/lib/fonts</dir>
<dir>/usr/X11R6/lib/Acrobat7/Resource/Font</dir>
<dir>/usr/X11R6/lib/Acrobat7/Resource/Font/PFM</dir>

Um zusätzliche Schriften systemweit zu installieren, kopieren Sie Schriftdateien manuell (als root) in ein geeignetes Verzeichnis, beispielsweise /usr/share/fonts/truetype. Alternativ kann diese Aktion auch mithilfe des KDE-Schrift-Installationsprogramms im KDE-Kontrollzentrum durchgeführt werden. Das Ergebnis ist dasselbe.

Anstatt die eigentlichen Schriften zu kopieren, können Sie auch symbolische Links erstellen. Beispielsweise kann dies sinnvoll sein, wenn Sie lizenzierte Schriften auf einer gemounteten Windows-Partition haben und diese nutzen möchten. Führen Sie anschließend SuSEconfig --module fonts aus.

SuSEconfig --module fonts startet das für die Schriftenkonfiguration zuständige Skript /usr/sbin/fonts-config. Weitere Informationen zu diesem Skript finden Sie auf der man-Seite man fonts-config.

Die Vorgehensweise ist für Bitmap-, TrueType- und OpenType-Schriften sowie Type1-Schriften (PostScript) dieselbe. Alle diese Schriften können in einem beliebigen Verzeichnis installiert werden, das fonts-config bekannt ist.

X.Org enthält zwei komplett unterschiedliche Schriftsysteme: das alte X11-Core-Schriftsystem und das neu entwickelte System Xft und fontconfig. In den folgenden Abschnitten wird kurz auf diese beiden Systeme eingegangen.

X11 Core-Schriften

Heute unterstützt das X11 Core-Schriftsystem nicht nur Bitmap-Schriften, sondern auch skalierbare Schriften wie Type1-, TrueType- und OpenType-Schriften. Skalierbare Schriften werden nur ohne Antialiasing und Subpixel-Rendering unterstützt und das Laden von großen skalierbaren Schriften mit Zeichen für zahlreiche Sprachen kann sehr lange dauern. Unicode-Schriften werden ebenfalls unterstützt, aber ihre Verwendung kann mit erheblichem Zeitaufwand verbunden sein und erfordert mehr Speicher.

Das X11 Core-Schriftsystem weist mehrere grundsätzliche Schwächen auf. Es ist überholt und kann nicht mehr sinnvoll erweitert werden. Zwar muss es noch aus Gründen der Abwärtskompatibilität beibehalten werden, doch das modernere System "Xft/fontconfig" sollte immer verwendet werden, wenn es möglich ist.

Der X-Server muss die verfügbaren Schriften und deren Speicherorte im System kennen. Dies wird durch Verwendung der Variablen FontPath erreicht, in der die Pfade zu allen gültigen Schriftverzeichnissen des Systems vermerkt sind. In jedem dieser Verzeichnisse sind die dort verfügbaren Schriften in einer Datei mit dem Namen fonts.dir aufgeführt. Der FontPath wird vom X Server beim Systemstart erzeugt. Der Server sucht an jedem Speicherort, auf den die FontPath-Einträge der Konfigurationsdatei /etc/X11/xorg.conf verweisen, nach einer gültigen fonts.dir-Datei. Diese Einträge befinden sich im Abschnitt Files. Der FontPath lässt sich mit dem Befehl xset q anzeigen. Dieser Pfad kann auch zur Laufzeit mit dem Befehl xset geändert werden. Zusätzliche Pfade werden mit xset+fp <Pfad> hinzugefügt. Unerwünschte Pfade können mit xset-fp <Pfad> gelöscht werden.

Wenn der X-Server bereits aktiv ist, können Sie neu installierte Schriften in eingehängten Verzeichnissen mit dem Befehl xsetfp rehash verfügbar machen. Dieser Befehl wird von SuSEconfig--module fonts ausgeführt. Da zur Ausführung des Befehls xset der Zugriff auf den laufenden X-Server erforderlich ist, ist dies nur möglich, wenn SuSEconfig--module fonts von einer Shell aus gestartet wird, die Zugriff auf den laufenden X-Server hat. Am einfachsten erreichen Sie dies, indem Sie su und das root-Passwort eingeben und dadurch root-Berechtigungen erlangen. su überträgt die Zugriffsberechtigungen des Benutzers, der den X Server gestartet hat, auf die root-Shell. Wenn Sie überprüfen möchten, ob die Schriften ordnungsgemäß installiert wurden und über das X11 Core-Schriftsystem verfügbar sind, geben Sie den Befehl xlsfonts ein, um alle verfügbaren Schriften aufzulisten.

Standardmäßig arbeitet openSUSE mit UTF-8-Gebietsschemata. Daher sollten nach Möglichkeit Unicode-Schriften verwendet werden (Schriftnamen, die in der von xlsfonts ausgegebenen Liste auf iso10646-1 enden). Alle verfügbaren Unicode-Schriften lassen sich über den Befehl xlsfonts | grep iso10646-1 auflisten. Praktisch alle Unicode-Schriften, die unter openSUSE zur Verfügung stehen, umfassen zumindest die für europäische Sprachen erforderlichen Schriftzeichen (früher als iso-8859-* kodiert).